Nach der roten Aidsschleife nun der weiße Ehe-Knoten: Die Homo-Szene in den USA hat ein neues Symbol für den Kampf um Gleichberechtigung.
Von Dennis Klein
Auf English bedeutet "tie the knot" (den Knoten binden) soviel wie "den Bund fürs Leben schließen". Und daraus hat sich nun ein neues Symbol für die Szene entwickelt: Im ganzen Land heften sich Passanten ein weißes Stück Stoff mit einem Knoten in der Mitte an Hemd oder Mantel. Die weiße Farbe soll dabei das Hochzeitskleid symbolisieren. Sogar bei der Grammy-Verleihung am vergangenen Sonntag wurden Stars mit diesem Symbol gesichtet, etwa Foo-Fighter-Sänger Dave Grohl oder der frühere Eurythmics-Gitarrist Dave Stewart.
Grund für die plötzliche Verbreitung des neuen Symbols ist das kalifornische Referendum "Proposition 8": Im November letzten Jahres hat der bevölkerungsreichste Bundesstaat mit knapper Mehrheit die bereits für Schwulen und Lesben geöffnete Ehe wieder abgeschafft (queer.de berichtete). Es war das erste Mal weltweit, dass eine bereits erreichte Gleichstellung von Homo-Paaren wieder rückgängig gemacht wurde. Das führte zu den massivsten Homo-Protesten in Jahrzehnten. Inzwischen müssen sich Gerichte damit beschäftigen, ob es rechtens ist, Grundrechte einer Minderheit durch Mehrheitsentscheidungen rückgängig zu machen.
Homo-Gruppen fordern nun dazu auf, die weißen Knoten in der Öffentlichkeit zu tragen, um so für gleiche Rechte zu werben. Die gemeinnützige Organisation "White Knot for Equality" bietet auf ihrer Website bereits die Knoten zum Kauf an – 300 Stück erhält man bereits zum Preis von umgerechnet 19 Euro inklusive Versand. Natürlich kann jeder selbst Stofffetzen seine eigene Version des "white knot" zusammenbasteln. Für Donnerstag (12. Februar) werden Aktionen um das neue Symbol geplant: Homo-Gruppen haben dafür den "Freedom to Marry Day" ausgerufen.
Symbole an der Schulter sind ohnehin in den Vereinigten Staaten sehr populär. Am berüchtigsten ist wohl der US-Flaggen-Pin, den sich der frühere Präsident George W. Bush nach den Terroranschlägen von 2001 an Revers heftete – fortan war den Scharfmachern vom Fox News Channel jeder Politiker suspekt, der nicht ein solches Zeichen trug. Sogar Barack Obama steckt es sich manchmal an, während in Deutschland Roland Koch gerne mit der hessischen Fahne am Revers herumläuft.
Auch die rote Schleife – das weltweit erfolgreiche Symbol für Solidarität mit HIV-Infizierten – war keine Erfindung von Aids-Aktivisten: Sie basiert auf der gelben Schleife, die auf eine Tradition aus dem 19. Jahrhundert zurückgeht. Damit wird meist an Soldaten im Ausland erinnert, aber in anderem Zusammenhang auch an andere Anliegen wie Pressefreiheit. Zuletzt war sie während der Irak-Invasion in den Vereinigten Staaten populär.