Offiziell sind LGBTI heute nach Jahrzehnten der Diskriminierung bei Bundeswehr und Polizei willkommen. Doch Vorurteile und Probleme gibt es noch immer. "Mit der Schwuchtel fahren sie nicht auf Streife, das sind Fälle, die leider passieren" – mit diesem Satz beginnt das knapp halbstündige Video, in dem sich Jonas Juckeland mit schwulen und lesbischen Uniformträger*innen über ihre Erfahrungen unterhält.
"Wir kommen mit mehreren schwulen Soldaten in Kontakt, die ihre Sexualität verheimlichen, sprechen mit der Interessenvertretung queerer Angehöriger der Bundeswehr und fragen uns: Was hat das Ganze mit dem gesellschaftlichen Bild von Männlichkeit zu tun?", heißt es in der Zusammenfassung der Reportage, die Juckeland zusammen mit seinem Kollegen Leon Grüninger recherchierte. Offensichtlich sehr viel: Ex-Unteroffizier und Scharfschütze Tobias (Deckname "Böse Tante"), der in Afghanistan stationiert war, beschreibt seine Einheit als "Bullenstall" und berichtet stolz von seiner Strichliste für von ihm erschossene Menschen.
Nach dem Schock geht es in der MDR-Reportage weiter mit der Polizei, die von vielen ebenfalls mit Härte und Männlichkeit verbunden werde. "Hier gibt es mittlerweile LGBTI-Ansprechpersonen wie Diana Gläßer. Sie berät im Nebenamt queere Kolleg*innen und Bürger*innen – und erlebte selbst Diskriminierung durch ihren Vorgesetzten. Sie meint: 'Es gibt ein Homophobie-Problem in der Polizei'."
Der Film, der auch am Mittwoch um 20.45 Uhr im MDR ausgestrahlt wird, würdigte die erzielten Fortschritte, redet jedoch nichts schön: "Solange es Soldat*innen gibt, die glauben, ihre Sexualität verheimlich zu müssen, und viele queere Menschen sich noch immer nicht trauen, zur Polizei zu gehen, solange haben wir noch ein Problem", lautet das Fazit von Jonas Juckeland.
Wobei er damit leider nur – siehe Tobias und seine Strichliste – an der Oberfläche kratzt. Queerfeindlichkeit in Polizei und Armee kann nicht getrennt von dumpfer Männerbündelei, Gewaltkult und autoritärem Drill betrachtet werden. (mize)