
https://queer.de/v?1107
Eurovision: Australien schickt schwule "Außenseiter"-Hymne
Der offen schwule Sänger Sheldon Riley setzte sich mit "Not The Same" gegen zehn weitere Kandidat*innen durch.
|
- 28. Februar 2022,
Der 22-jährige aus Melbourne war zuvor durch seine Teilnahmen an "The X Factor" und "The Voice" bekannt geworden. Beim insgesamt recht queeren Vorentscheid "Australia Decides" setzte er sich am Samstag mit einer emotionalen Ballade und einem schillernden Verhüllungs-Outfit durch – im Televoting und in der Jury holte er jeweils den zweiten Platz, was bei einer sonst sehr unterschiedlichen Wertung den Gesamtsieg sicherte.
Twitter / SBSEurovisionThe moment @SheldRiley found out he'd be representing Australia at @Eurovision 2022 #Eurovision #AusDecides pic.twitter.com/6eFBvyueQs
SBS Eurovision (@SBSEurovision) February 28, 2022
|
Die bereits bei anderen Auftritten getragene Maske helfe ihm über seine Schüchternheit hinweg, erzählte der Sohn eines philippinischen Einwanderers und einer Australieren gegenüber Medien. Die Ballade erzählt davon, sich als Kind nicht zu den anderen zugehörig zu fühlen. Der Schmerz, nicht gleich zu sein, verfolge einem im Leben. In seinem Finale gibt der Song den vermeintlichen Außenseitern und Ausgestoßenen der Welt aber Hoffnung: Man bemerke, dass der Schmerz verbinde und letztlich jeder Mensch anders sei.
"'Not The Same' ist die Geschichte, von der ich nie gedacht hätte, dass ich sie jemals erzählen könnte. Geschrieben aus den Erinnerungen eines Kindes, bei dem im Alter von sechs Jahren das Asperger-Syndrom diagnostiziert wurde", so Riley in einem Interview, der berichtete, sich auch auf aufgrund eines vermeintlich unmännlichen Auftretens ausgestoßen gefühlt zu haben. "Ich bin in Sozialwohnungen aufgewachsen, von Haus zu Haus gezogen, ohne mir meiner Sexualität bewusst zu sein, in einer tief religiösen Familie. Ein bereits vorgezeichneter Weg, den ich niemals richtig verstehen oder mit anderen Menschen könnte."
Die Lyrics zu dem Song habe er bereits 2015 geschrieben, dabei sein noch frisches Coming-out gegenüber den Eltern, positive Erfahrungen und gewachsenes Selbstbewusstsein reflektiert. Riley, der seit 2019 mit seinem Partner Zachery Tomlinson zusammen ist, den er über Instagram kennenlernte, habe sich früh für "Außenseiter"-Charaktere in der Welt von Disney begeistert, was zu seinen Outfits und Perfomances beitrage.
Instagram / sheldonriley | Riley und sein Partner
|
"Ich erwähne das, weil Eurovision wirklich meine erste Real-Life-Disney-Fantasie war, gefüllt mit Ausgestoßenen und Künstlern, die einfach nicht in die Form der Mainstream-Musik passten. Und der Wettbewerb gab ihnen eine genügend laute Stimme, die zeigte, dass die Leute sich unterschiedlich geben würden, wenn sie die Chance dazu hätten. Damit habe ich mich so stark verbunden. Ich wollte einen Song vorschlagen, der aus demselben Ort stammt." "Not The Same" sei ein Geschenk an jeden, "der vielleicht in meiner Position war, als ich mich zum ersten Mal in Eurovision verliebte. Unabhängig von Geschlecht, Sexualität, Herkunft, finanzieller Lage, traumatischen Erlebnissen, Hautfarbe, Alter, Form oder Größe."
Die ESC-verrückten Australier nehmen seit 2015 am Wettbewerb teil und erreichten vier mal die Top Ten im Finale. 2021 scheitere die wegen der Corona-Krise nicht nach Rotterdam einreisende Montaigne im Halbfinale, bereits ein Jahr zuvor hätte die bisexuelle Sängerin das Land beim dann abgesagten Contest vertreten sollen (queer.de berichtete).
Twitter / aussievisionnetHello our 20/21 Aussie legend @actualmontaigne!! #AusDecides pic.twitter.com/5gglhT3dLj
Aussievision (@aussievisionnet) February 26, 2022
|
Nach dem Contest-Ausschluss und EBU-Rückzug Russlands nehmen nach aktuellem Stand 40 Länder beim ESC im Mai im italienischen Turin teil. Derzeit läuft die Vorentscheids- und Nominierungsphase. Von den bereits bekannten Beiträgen wird Italien mit einem queeren Duett von Mahmood und Blanco die besten Chancen auf einen Sieg nachgesagt. Der deutsche Vorentscheid findet an diesem Freitag statt (queer.de berichtete). (nb)