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Queer Cabaret in Berlin
Jack Woodheads neue Show "Reflections" ist verwundendes, verletzendes Cabaret in all seinem rabiaten, rauen und frechen Glanz - am Montag war Premiere in der Berliner Bar jeder Vernunft.
- 26. April 2022, noch kein Kommentar
Hat Jack seine Mutter ermordet? Vielleicht ist er nur etwas betrunken, etwas einsam und schlürft, sitzend in einem mottenzerfressenen Sessel, ein Gesöff in einer kalten Bude in einer dunklen, windigen Stadt, die niemand kennt. Vielleicht lebt er ein Leben leiser Verzweiflung, das zu majestätische Höhen erlangt, über welche niemand je was wissen wird.
"Reflections" betrachtet das Leben durch ein Guckloch, erweitert und zugeflüstert durch Alk und Kunst. Jack Woodhead demonstriert, wie das Leben einem niedermacht, und es doch vielleicht möglich ist, sich zu revanchieren. Er zeigt, wie Fantasie als Ausgleich und Bollwerk dient gegen die raue Wirklichkeit. Die Realität mag zurückbeißen, doch kann der Sirenengesang des vergessenen inneren Kindes – durch Wodka, Trauma und schlichtes kindliches Staunen zur Oberfläche gelockt – Trost spenden.
Vom Konzert-Pianisten zum Cabaret-Star: Jack Woodhead, der auch mehrere Teddy-Galas in Berlin moderierte, gerät zusammen mit seiner vielköpfigen Band zwischen Beethoven und Burlesque in eine musikalische Metamorphose. Sein dramatisches Make-up wird nur noch von seinen exzentrischen Bühnenoutfits übertroffen.
Die nächste Vorstellung von "Reflections" ist am 13. Juni 2022 in der Berliner Bar jeder Vernunft. (cw/pm)