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Ellen und Steffi machen Druck auf die Politik
Noch immer hat ein Kind, das in eine lesbische Ehe hineingeboren wird, nicht automatisch zwei Mütter - die beiden Vloggerinnen, Pastorinnen, Eheleute und Mütter Ellen und Steffi Radtke haben nun die Schnauze voll.
- 01. Mai 2022,
In einem neuen Video berichten sie von ihren eigenen Erfahrungen nach der Geburt von Tochter Fides im Oktober 2020. So wird Steffi für Fides nur über eine Stiefkindadoption offiziell als Elternteil anerkannt, obwohl Fides in eine rechtswirksame Ehe hineingeboren wurde. Schuld ist das veraltete Abstammungsrecht.
"Schaffen Sie dieses willkürliche, diskriminierende und wirklich abwertende Verfahren ab", fordern Ellen und Steffi im Video. Es gehe nicht um wenige Kinder, die nicht abgesichert seien. "Knapp 15.000 Mädchen und Jungen unter 18 Jahren lebten in gleichgeschlechtlichen Paarfamilien", so die beiden Pfarrerinnen.
SPD, Grüne und FDP haben in ihrem Koalitionsvertrag eine Reform des Abstammungsrechts angekündigt. "Machen wir. Versprochen", schreibt auch der rechtspolitische Sprecher der Grünen Helge Limburg als Reaktion auf das Video auf Twitter. "Bitte nicht erst in vier Jahren", heißt es in einer Antwort von Ellen und Steffi.
Produziert wird "Anders Amen" vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen (ekn). Die lesbischen Youtuberinnen wollen mit dem Kanal zeigen, wie bunt und vielfältig die evangelische Kirche sei "und dass sie auch Menschen wie uns eine Heimat bietet". Das erste Vlog wurde vor über zwei Jahren am 22. Januar 2020 veröffentlicht (queer.de berichtete). (cw)
Links zum Thema:
» Online-Petition zur Änderung des Abstammungsrechts
Leider verschleiert das Video den Vater des Kindes. Gezeigt wird ein Plastikbecher, was für eine private Heiminsemination durch einem dem Paar bekannten Mann spricht.
Wenn der leibliche Vater einer Stiefkindadoption zustimmt: fein. Aber man möchte schon gefragt werden. Vielleicht möchte er ja die elterliche Mitverantwortung selbst übernehmen.
Deshalb plant die Bundesregierung auch eine automatische Mitmutterschaft nur für den Fall, dass das zwischen den leiblichen Eltern vereinbart ist. Richtig so. Sollte man bei den Heteros auch so handhaben.
Gerade bei evangelischen Pastorinnen würde ich mir etwas mehr Empathie für den Nächsten (hier: leibliche Väter) wünschen. Wie ich bereits früher schrieb: "Nodoption" spaltet unsere Community.
P.S. Denkbar wäre eine automatische Mitmutterschaft in Fällen, in denen der Mann seinen Samen einer Infertilisationsklinik ungerichtet zur Verfügung gestellt hätte, also nicht bezogen auf eine bestimmte Empfängerin. Das könnte ein Frauenpaar dem Standesamt ja nachweisen, ggf. schon vor der Geburt.