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Ein schwuler Künstler outet sich als Stotterer
Zum Welttag des Stotterns, der am 22. Oktober begangen wurde, erzählt MKSM in der neuen Pop-Hymne "Part Of Me" seine eigene Geschichte.
- 28. Oktober 2022, kein Kommentar
Der offen schwule russische Spätaussiedler, der in der Ukraine aufgewachsen ist, stottert seit seinem vierten Lebensjahr – sein Aufwachsen war von kontinuierlichen Besuchen bei Logopäd*innen, Ärzt*innen und Sprachtherapeut*innen gezeichnet – und auch heute begleitet ihn das Thema Stottern von Zeit zu Zeit immer noch. Seine Sprache fand der Künstler erst wieder, als er das Stottern als "part of me" – Teil seiner Selbst – akzeptierte. Heute geht er offen mit dem Thema um und nutzt seine Stimme, um anderen zu zeigen, dass sie mit ihrer Geschichte nicht allein sind und dass es sich lohnt den scheinbar langen Weg zur Selbstakzeptanz anzutreten.
Mit einem Buildup im Leinwandformat zeigt "Part Of Me", wie dieser Aufbruch klingen kann. MKSMs softe Stimme läuft über kristallklar produzierte Beats, die statisch und düster in den Verses beginnen und die im Chorus Hoffnung tanken – MKSM spricht zu sich selbst als "little boy" und nimmt sein unsicheres Vergangenheits-Ich in den Arm:
Words collapse – and suddenly you're next to me
And I relapse – your silent pain is all I feel
Every letter you repeat – brought me here, watch me speak
Words collapse – little boy you're a part of me
Stottern ist eine nicht sichtbare Behinderung, die für rund 800.000 Menschen in Deutschland zu ihrem Alltag gehört und die tatsächlichen Beeinträchtigungen, die Betroffenen durch die Redeflussstörung entstehen sind für Außenstehende oft nicht empathisch erfassbar.
Hinzu kommen weit verbreitete Vorurteile und Fehleinschätzungen zu Stottern und stotternden Personen. MKSM geht mit "Part Of Me" darauf ein und zeigt im Video seinen eigenen Entwicklungsprozess: vom durch Mobbing und Scham unsicheren Jungen, hin zu einem selbstbewussten Mann, der die Sprechbehinderung als Teil von sich akzeptiert und (sich) und seine Art des Sprechens nicht versteckt.
"Aktuell gibt es in Deutschland keinen uns bekannten stotternden Künstler, der in dieser Form offen zu seiner Sprechbehinderung und vor allem für eine Selbstakzeptanz des Stotterns steht", erklärte die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe zur Veröffentlichung des Songs. "Stottern ist, was oftmals unbekannt ist, ab der Pubertät nicht heilbar im Sinne vollständiger, verlässlicher Abwesenheit jeglicher Symptome. MKSM bietet daher auch stotternden Jugendlichen und Heranwachsenden eine Identifikationsfigur und kann ihnen Vorbild für das eigene Empowerment sein." (cw/pm)
Links zum Thema:
» Homepage von MKSM