Moonlight Chicken – der neueste schwule Serienhit aus Thailand

Vergangene Träume und Enttäuschungen, die Last des Alltags, von Armut und Machtlosigkeit, neue Hoffnungen und eine unklare Zukunft – in der achtteiligen Reihe "Moonlight Chicken" führt uns der schwule Regisseur Noppharnach ("Aof") Chaiwimol ("Bad Buddy") in eine sehr real wirkende und um so mitreißendere Welt einer ganzen Reihe von Charakteren.

Alles beginnt mit einem One Night Stand – Jim (Pirapat "Earth" Watthanasetsiri), der in Pattaya ein kleines Huhnrestaurant betreibt, und sein letzter Gast Wen (Sahaphap "Mix" Wongratch) fallen sich in die Augen und dann recht schnell übereinander her. Jim macht von Anfang an klar, dass er nichts kompliziertes und nur eine Nacht will. Doch Wen will nicht mehr aus seinem Leben treten…

Mix als Wen (l.) und Earth als Jim

Was folgt ist mehr ein cinematographisch und erzählerisch perfekt umgesetzter Gesellschaftsroman als die klassische "Boys' Love"-Reihe thailändischer Prägung. Dass zugleich auf manche BL-Tropen nicht verzichtet wird, macht die Reihe umso besser (deren größter Schwachpunkt ist, dass der 28-jährige Earth nicht immer so wirkt, als sei er wie seine Rolle ein Jahrzehnt älter).

Klar ist: die beiden Männer können nicht voneinander lassen und kommen sich näher, von Episode zu Episode, von je rund einem Monat zum nächsten. Doch es ist tatsächlich kompliziert: So steckt Jims Laden in manchen Schwierigkeiten und es scheint noch einen weiteren möglichen Mann in seinem Leben zu geben. Nach und nach erfährt man, warum er sich nichts kompliziertes wünschte – und dass auch Wen nicht frei von Vergangenheit ist.

Zum erwachsenen Drama gesellt sich die erste unschuldige Liebe

Zu den "Komplikationen" in Jims Leben gehört derweil auch sein Neffe Li Ming (Nattawat "Fourth" Jirochtikul), der von Jim aufgezogen wird und von allem anderen träumt als vom familiären Hühnchen-Geschäft. Er lernt durch Zufall den gleichaltrigen Heart (Norawit "Gemini" Titicharoenrak) kennen, der seit einer Krankheit taub ist und auch das Sprechen verlernt und aufgegeben hat – gerade in einer tonalen Sprache wie dem Thailändischen, wo eine einzelne Silbe je nach Betonung bis zu fünf unterschiedliche Bedeutungen haben kann, ist Kommunikation schwierig, wenn man sich selbst nicht hört.

Gemini (l.) und Fourth als Heart und Li Ming

Anders als Hearts Eltern, die ihn praktisch zu Hause vor der Welt verstecken und mit ihm mit Zetteln kommunizieren, bemüht sich Li Ming, sein Gegenüber zu verstehen. Er erweckt Heart praktisch zum Leben und die beiden scheinen sich klar zu verlieben. Die Regie verzichtet größtenteils auf Untertitelung der entsprechenden Szenen: An Li Mings Seite lernen wir Zuschauenden, Heart zu verstehen. Das ist wichtige Repräsentanz – und umwerfend umgesetzt.

"Moonlight Chicken", eine Kooperation der Senderkette GMM TV mit dem Streaming-Dienst Disney Hotstar +, ist in Deutschland kostenlos mit englischen Untertiteln bei Youtube verfügbar (wie üblich sind die Folgen aufgeteilt in vier Teile und es gibt etwas Werbung und Produktplatzierung). Neue Folgen werden Mittwochs und Donnerstags veröffentlicht, vier sind bereits gelaufen.

Weitere Abenteuer mit den Darstellern

Bei GMM TV läuft aktuell noch bis diesen Freitag die ebenfalls sehenswerte und unterhaltsame BL-Reihe "My School President" (Youtube, 12 Folgen, Trailer), in der Fourth und Gemini – ebenso toll und überzeugend – in ihren ersten Hauptrollen zu sehen sind. In der gelegentlich leicht trashigen, manchmal emotionalen, oft witzigen und häufig irrwitzig romantischen Serie finden der vermeintlich streng wirkende Schülersprecher und der vermeintlich unbeschwerte Sänger der Schulband zusammen.

Dazu gibt es einen ganzen Soundtrack aus eigenen und gecoverten Songs, die oft perfekt in die Handlung eingebaut werden (Tipp: vor Folge 6 das Original-Musikvideo zu "Just Being Friendly" von Tilly Birds ansehen und den Abspann der Folge nicht verpassen).

BL-Reihen wie "My school president" schaffen es regelmäßig in die Twitter-Trends mehrerer Länder (Bild: GMMTV / twitter)

Wer derweil von den beiden anderen "Moonlight Chicken"-Hauptdarstellern Earth und Mix nicht genug bekommen kann: Sie standen für Regisseur Aof bereits vor rund zwei Jahren für "A Tale of 1000 Stars" (Youtube, 10 Folgen, Trailer) vor der Kamera. (nb)

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