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Versteckspiel und Tabus: Wie Schwulsein früher wirklich war
In einer neuen Queer4mat-Folge spricht der 78-jährige Aktivist Bernd Gaiser über sein frühes Coming-out, sein politisches Engagement und was der Suizid eines schwulen Marinekameraden damit zu tun hat.
- 09. April 2023, noch kein Kommentar
In dem 18-minütigen Video berichtet der Berliner CSD-Mitbegründer und heutige Rentner über seine Zeit bei der Marine in den 1960er Jahren, die ihn bis heute geprägt hat. "Das war die Zeit, in der ich mich fragte, warum Schwule benachteiligt werden, auch im Bezug des Paragrafen 175, der damals noch voll galt und auch ausgeführt wurde", sagt Bernd Gaiser im Interview. Der Suizid des Freundes rüttelte ihn auf, und er beschloss, nach Berlin zu ziehen. Dort lernte er seine erste große Liebe kennen und konnte sich mit 25 Jahren outen.
Sein Vater wusste schon acht Jahre vorher Bescheid. "Meine Mutter hat es die
ganze Zeit ignoriert", erzählt der 78-Jährige im Video "Als ich meine Eltern in der Heimat besuchte und über meine Zeit in Berlin sprach, sprang meine Mutter immer auf und verzog sich in die Küche". Sie sei streng katholisch gewesen und habe sein Schwulsein bis zu ihrem Tod nicht akzeptiert. "Das belastet mich sehr, bis heute."
Bernd Gaiser war auch schon im Vlog von Phil Hollister zu Gast und berichtete dort u.a. über die Anfänge der bundesdeutschen Homosexuellenbewegung in den 1970er Jahren in Berlin. (cw/pm)