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Schwules Erwachen in Colombo
Mit "Funny Boy" von Deepa Mehta gibt es jetzt den ersten, sehr gelungenen queeren Film, der in Sri Lanka spielt - in dem Inselstaat im Indischen Ozean ist Homosexualität noch immer verboten.
- 31. Dezember 2020, kein Kommentar
Das Drama der kanadischen Regisseurin ist eine Adaption von Shyam Selvadurais gleichnamigem Roman aus dem Jahr 1994 und dreht sich um das Erwachsenwerden von Arjie Chelvaratnam, einem jungen tamilischen Jungen in Sri Lanka, der sich vor dem Hintergrund der zunehmenden Spannungen zwischen Tamilen und Singhalesen mit seinem Schwulsein auseinandersetzt. "Funny Boy" wurde in Sri Lankas Hauptstadt Colombo gedreht.
Mehtas Film wurde von Kritiker*innen in Nordamerika hochgelobt und als kanadischer Beitrag für den besten internationalen Spielfilm bei den 93. Oscar-Verleihungen ausgewählt. Die Akademie lehnte ihn jedoch ab, da er nicht die Voraussetzung erfüllt, dass mindestens fünfzig Prozent der Dialoge in einer anderen Sprache als Englisch sein müssen.
"Funny Boy" läuft bereits auf Netflix in den USA, Großbritannien, Australien und Neuseeland. Wann und wo das queere Drama (ohne VPN) in Deutschland gestreamt werden kann, steht bislang nicht fest.
In Sri Lanka kann Homosexualität mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden, in der Praxis kommt es jedoch nur selten zu Anklagen und Verurteilungen. Die Regierung hält trotz internationaler Kritik an dem entsprechenden Paragrafen fest. Vor drei Jahren begründete der Justizminister den aus seiner Sicht fehlenden Handlungsbedarf mit den Worten, dass Menschen in Sri Lanka "keine derartigen psychischen Krankheiten" hätten (queer.de berichtete). (cw)