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"Ich bin HIV-positiv und bin an Aids erkrankt"
Nach einer sehr persönlichen Rede im Hessischen Landtag bekam der 25-jährige Grünen-Abgeordnete Felix Martin langen Beifall von allen Fraktionen.
- 13. Februar 2021,
Der schwule Politiker, der Mitglied des Gesundheitsausschusses ist, begründete am 3. Februar einen gemeinsamen Entschließungsantrag der schwarz-grünen Koalition zur Aidspolitik (PDF). So soll sich Hessen offiziell den UNAIDS-Zielen der Vereinten Nationen anschließen. Außerdem hat das Bundesland ein Forschungsvorhaben in Auftrag gegeben, das noch offene Potenziale in der HIV-Prävention aufzeigen soll.
Ein Thema, bei dem sich normalerweise die Reihen im Landtag wohl eher lichten. Doch mit einem sehr persönlichen Coming-out bekam Felix Martin schnell die Aufmerksamkeit des gesamten Hauses: "Ich bin HIV-positiv und bin an Aids erkrankt", sagte der Grünen-Politiker in der Mitte seiner Rede und berichtete anschließend von den Diffamierungen und Verleumdungen, die er vor rund drei Jahren erleben musste, als er seine Diagnose erstmals öffentlich machte.
Eine schwere Lungenentzündung wurde für Felix Martin 2017 zu einem persönlichen Schlüsselerlebnis. Sie war Folge einer ungeahnten HIV-Infektion, mit unter 100 Helferzellen war er bereits an Aids erkrankt. Vollständig genesen und unter erfolgreicher Therapie thematisierte er seine Geschichte Anfang 2018 als Kandidat für den Landtag (queer.de berichtete). Mit dem Berliner Linkspolitiker Carsten Schatz gibt es nur einen einzigen anderen offen HIV-Positiven in einem Landesparlament (queer.de berichtete).
Der Satz am Redepult in Wiesbaden sei ihm schwergefallen, meinte Felix Martin gegenüber der "Frankfurter Rundschau". "Ich wusste ja nicht, wie die Kolleginnen und Kollegen reagieren." Den autobiografischen Text, für den es im Landtag sehr langen Beifall gab, hatte der 25-Jährige zuvor schon bei einer Aids-Gala in Darmstadt oder beim CSD Kassel vorgetragen.
"Am besten erreicht man die Menschen mit einer persönlichen, emotionalen Geschichte. Wenn sie von einer betroffenen Person erzählt wird, können die Menschen sich am besten hineinversetzen", erklärte der Grünen-Politiker, warum er sich für die mutige Rede entschieden hatte. "Es geht um eine Thematik, mit der sich die meisten Menschen sonst wahrscheinlich nicht beschäftigen würden. Ich habe dieses Podium nutzen wollen, die Chance haben nur wenige." (mize)
Links zum Thema:
» Felix Martin auf seiner Homepage: Hessen unterstützt UNAIDS-Ziele