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Eine queere Familie vor 100 Jahren
Um ihre Freundin Helene Müller und deren Kinder zu ernähren, lebte die Mainzerin Maria Einsmann zwischen 1919 und 1931 in Männerkleidern als Joseph Einsmann - der neue Film "Frau Vater" erzählt ihre Geschichte.
- 10. August 2021, kein Kommentar
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Hintergrund für Einsmanns Rollentausch war der Umstand, dass sie als Frau nach dem Ersten Weltkrieg keine Arbeit finden konnte, die eine ausreichende Entlohnung ermöglicht hätte. Nach Kriegsende mussten die Frauen den heimkehrenden Männern die wenigen Arbeitsplätze überlassen. Außerdem war die Arbeit von Frauen schlechter bezahlt. Zwölf Jahre lang fiel niemandem auf, dass Joseph in Wirklichkeit Maria war.
In dem Dokumentarfilm "Frau Vater" hat die bekannte Regisseurin Barbara Trottnow die außergewöhnliche Geschichte von Maria Einsmann mit einer Schauspielerin nacherzählt und mit Aussagen von Zeitzeug*innen ergänzt. Die Film- und DVD-Produktion konnte dank einer Förderung des Frauenministeriums Rheinland-Pfalz in Höhe von 11.000 Euro und der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz in Höhe von 13.000 Euro realisiert werden.
Der Film mit rund 30 Minuten Länge ist bereits fürs Heimkino erhältlich: Eine DVD kann direkt auf der Website der Produktionsfirma bestellt werden. Alternativ kann der Film oben als Video on Demand auf Vimeo angeschaut werden.
Die Produktion ist zugleich eine Geschichte für sich: 1934 hat Anna Seghers die wahre Begebenheit zu einem Drehbuch verarbeitet. Trottnow konnte Teile daraus 1995 in Mainz verfilmen. In "Katharina oder: Die Kunst Arbeit zu finden" wurde zugleich schon ein Blick auf die reale Geschichte geworfen. Nun werden die damals gedrehten Szenen mit Aussagen von Zeitzeuginnen ergänzt. Eine kann sich noch an Maria Einsmann erinnern, ihrer Großmutter gehörte das Haus, in dem die Familie lebte: "Alle haben gedacht, das sei ein Mann!" Die Enkeltochter von Helene Müller erzählt, dass Maria Einsmann nach der Enttarnung immer "die Tante" genannt wurde, die weiter für die Kinder gesorgt hat. (cw/pm)